28. September 2010

reisevorbereitungen?

die leute sprechen mir empfehlungen aus, einen leeren september mit der suche nach innerer mitte zu füllen

gern wär ich gehorsam, wenn es nicht so, wenn es nicht so verdammt nebelig wäre
vielleicht flimmert mal für eine sekunde ein streichholz auf, doch ehe der blick fokussiert, ist es längst aus

rrrrck - zisch - aus


ich sag': für den anfang eine fahrkarte, fensterplatz bitte, ich will sehen, was menschen sehen, wenn sie sich selbst kennenlernen

8. August 2010

wanderung in zwei akten.

raus
ich kratze erinnerungen von den wänden und fege sie aus den schränken. stück für stück wickle ich leben in zeitungspapier und fülle es sorgsam in kartons.
noch ist ein schwaches echo zu vernehmen, wie jeder gegenstand seine note summt und die musik von daheim erklingt. keine gnade! ich schleudere die töne in ein disharmonisches pappgeklimper, und nur wenige stunden braucht es, dass ich nie da war.


rein
riesige, hallende fremde, in der meine sinfonie in kisten herumsteht. es riecht nach anderen geschichten, und der dirigent sitzt da und grübelt.
die ankunft kriecht behutsam zwischen verhülltem hab und gut hervor, und flüstert mir mut zu
vorhang ---

auf

28. Juli 2010

zelluloidschätze.

früher dacht' ich immer, wenn ich groß bin - werd' ich messi. kein zweifel! bloß nichts verlieren auf der reise, immer schön die schubladen voll, hinein jedes kinoticket, jedes lieblingshemd, jede flasche, aus der ich am schönsten sommerabend trank.
gegenstände duften nach erinnerung, man braucht sie nur in die hand zu nehmen, sie befühlen und schon weckt man das spüren von damals. stimmt's?

tja, ich hab' mich selbst ausgetrickst: fotografie ist jetzt mein formalin

muss die vergangenheit nicht begrapschen, um ihre bedeutung zu empfinden. die aromen, die find' ich ja doch in mir selbst

(verstaut) ich vergötterte ihn so, ihn und seine mohnblume.

(entsorgt) sie durchstanden das wonnevollste, schlammigste festival.

(verspeist) du darfst immer mit mir eine packung teilen, wie damals.

6. Juni 2010

zeitlupe und luftballons.


spirenzchen der bäume! mit einem leisen windhauch tauchen sie unser tingeln und hupen und dröhnen in klebrige fusselei - töricht, wer da nicht kurz innehält, seine nasenspitze in die pollenwanderung hält und sie sich kitzeln lässt

4. Juni 2010


bedächtiger

25. April 2010

wie das russische, nur schleichender

zu recherchezwecken 30 minuten lebenszeit an "chatroulette" verschenkt
...und ich habe mir vorher extra noch die haare gekämmt

anzahl webcam-verbindungen: weit über 100
geführte gespräche: 1
geführte gespräche über 20 sekunden: 0
genitalien: ~70
von der monotonie ihres daseins gezeichnete gesichter: (weit über 100) minus (~70)

aber ich sag' immer:


ich kann nicht, wenn jemand guckt. //dreizehn


und sie werden immer unzufriedener.

2. März 2010

abzählreim.

ich hab' mir mal die weltbevölkerung aufgeschrieben

4. Februar 2010

fern-wehen. //vietnam.



seit ihrer rückkehr aus dem fernen asien ist miez' nicht mehr die selbe. vietnam hat es ihrem kleinen katzenherzen sichtlich angetan, seit tagen sitzt sie im blumentopf und schmollt mit europa

19. Januar 2010

piratencredo.

wir sind empfindungspiraten! unsere beute ist fühlen, und fühlen allein

kommt, kameraden, yo-ho! wir durchsegeln das leben und rauben gefühle, so viel es nur geht!
im dickicht der großstadt, wir werden sie finden
mit geschärften sinnen und offenem herzen
pirschen heran
und dann

ZACK ZACK PENG PENG
ab in die schatzkammer damit!

wir sind empfindungspiraten! unsere beute ist fühlen, und fühlen allein

12. Januar 2010

zirp zirp, hmhm.

weißt du eigentlich, sagt der mond zu mir, wie viele gründe du hast, der glücklichste mensch der welt zu sein?

4. Januar 2010

erdantlitz. //vietnam

außenkorrespondentin miezi wagt ihre erste reise auf einen anderen kontinenten.
ihr debüt als flugzeugpassagier lässt sie eher kalt, doch als die stewardess ihr den capuccino verweigert, wird sie etwas fuchsig.



20 stunden später: die ankunft in vietnam ist ein kulturschock, vor allem für eine ungarische katze. als sie den stickigen terminal endlich verlässt, sprintet eine herde motorisierter panther an ihr vorbei und wirbelt mächtig staub auf. rüpel, hüstelt miez' verächtlich.




die empörung funkelt ihr noch aus den augen.

nach einigen stunden ist die anfängliche irritation allerdings einer gewissen bewunderung dieses fremdartigen treibens gewichen. noch nie hat die rote kosmopolitenkatze so viele eigenartige gerüche und geräusche wahrgenommen - jede minute erweitert ihren roten horizont.



auf dem markt von hanoi versucht sie, um eine melone zu feilschen. da "mau" im hiesigen verbalkolorit "farbe" bedeutet, ist das verkaufsgespräch jedoch von einigen missverständnissen geprägt.

auch als sie sich im anschluss bemüht, durch eine geste der kultursymbiose freunde zu finden und mit den ahnen einen kurzen plausch zu halten, wird sie bitter enttäuscht. entrüstet jagen drei ältere herren sie fort, da hilft auch kein entschuldigendes maunzen.



besser wird es erst, als sich die reisende in einen außenbezirk des hauptstadtmolochs begibt und einen steinbruch besucht. die füße schmutzig hat sie sich schon immer gerne gemacht, und die menschen hier sind freundlich und allürenlos.



spät am abend begibt die miez' sich schließlich wieder ins zentrum hanois, um den flieger nach hause zu erwischen. erneut begegnen ihr metallene raubkatzen, doch sie weiß nicht, ob es derselbe rudel ist, den sie schon am mittag gesehen hat.
noch während das flugzeug abhebt, kann sie das röhren und quietschen dieses stadtgewordenen kuriosums vernehmen.